Wer digital arbeitet, sollte das wissen
- Eine kurze Einführung
- dpi, lpi – was ist was?
- Rasterlinien vs. Bildpunkte im Druckprozess
- Das „Mysterium“ Auflösung von Dateien
- Interpolation?
- 72 dpi vs. 300 dpi
- Pixel hilft
- Fazit
Eine kurze Einführung
Als Content-Agentur im Frankfurter Raum haben wir im Laufe der Zeit viel Halbwissen über die Auflösung von Daten gehört. Dabei stehen sich leider immer noch oft die Lager von Digital und Print gegenüber. Die „Bastion 300 dpi“ gehört dabei den Print-Fachleuten, die „Kompanie 72“ dpi ist fest in der Hand von Digital. Alles also schön aufgeteilt. Jeder hat etwas, dass er für sich in Anspruch nehmen kann. Aber was heißt 72 dpi und 300 dpi eigentlich und woher kommt diese Konvention? Ich versuche mit diesem Artikel einen kleinen Beitrag zu leisten, die Fronten zu klären und aufzuzeigen, was wirklich wichtig ist und welchen Einfluss es hat. Um uns dem Thema zu nähern, müssen wir zunächst ein wenig in die Theorie einsteigen.
2. dpi, lpi – was ist was?
Die Auflösung wird in der Praxis als dpi = dots per inch angegeben. Das bedeutet, Bildpunkte pro inch. Ein inch entspricht exakt 2,54 cm. Da wir eine quadratische Fläche beschreiben (wer hat in Mathe aufgepasst?), ist damit also eine Fläche von 2,54 cm x 2,54 cm = 6,4516 cm² gemeint.
Merke also:
- dpi = dots per inch; Bildpunkte pro inch²
- lpi = lines per inch; Rasterlinien pro inch²
Demgegenüber mit der Maßzahl „cm“
- dp/cm = dots per cm; Bildpunkte pro cm²
- lp/cm = lines per cm; Rasterlinien pro cm²
3. Rasterlinien vs. Bildpunkte im Druckprozess
Ein Bildpunkt definiert den kleinsten darstellbaren Punkt in einem Druckprodukt. Rasterlinien hingegen definieren die kleinsten in einer Reihe stehenden Bildpunkte. Rasterlinien werden auch als Rasterweite bezeichnet. Es geht hier darum, wie nah diese Linien zueinander stehen. Je „feiner“ das Raster, umso näher stehen diese Linien, d.h. die Rasterweite ist höher.
4. Das „Mysterium“ Auflösung von Dateien
Digitale Bild-Dateien haben immer eine Breite und eine Höhe. Diese werde durch ihre Kantenlängen in Pixel (px) beschrieben. Pixel sind Bildpunkte, die digital in der Datei enthalten sind. Ein Bild mit 1.000 x 1.000 px hat also an jeder Seite gesamt 1.000 Pixel in der Datei.
Die Grafik zeigt eine exemplarische Datei mit 1.000 x 1.000 px an Bildpunkten. Insgesamt hat diese Datei also 1 Mio. Bildpunkte.
Die Darstellung von dpi demgegenüber kommt aus der Druckindustrie, als das damals sog. Desktop Publishing (DTP = Gestaltung auf dem Computer) begonnen hat. Bei der Erstellung von Drucksachen hatte sich das sog. 60er Raster durchgesetzt (für professionellen Druck wurde diese Qualität als Standard definiert).
Erinnere: 60er Raster = 60 Rasterlinien pro cm²
Umgerechnet in inch ist es ein 152,4 Raster, 152,4 lpi = Linien pro inch
Berechnung: 60 cm x 2,54 (zur Umrechnung in inch) = 152,4 Linien pro inch
Dieser Konvention folgend wurde nun überlegt: Wie viele digitale Bildpunkte sollte ein Bild haben, um optimal (also ohne Unschärfe) professionell gedruckt werden zu können (z.B. Bogen-, Rollen-Offset). Dabei folgte man einem einfachen Prinzip. Man multiplizierte die erforderlichen Linien (152,4) mit dem Faktor 2 und erhielt gesamt 304,8. Diese „krumme“ Zahl rundete man ab auf 300. Geboren waren 300 dpi als Auflösung für Druckprodukte im 60er Raster.
Merke: 60 lp/cm ≈ 150 lp/i x 2 = 300 dpi
Das sieht man noch an vielen Scannern (Trommel, Flachbett etc.), also den Geräten, die Dias, Drucke, Filme etc. in digitale Daten umrechnen. Da man nun gesamt doppelt so viele Informationen in der Datei hatte, wie theoretisch nötig war, fühlte man sich mit dieser Berechnung gut aufgestellt. Unter optimalen Bedingungen müssten eigentlich immer 150 dpi bei einem 60er Raster ausreichen.
Ein kleiner Exkurs dazu: Druckt man nun ein Bild im 60er Raster mit 150 dpi so kann man es bei kleinen Abbildungen nicht von 300 dpi unterscheiden. Ist es z.B. A4 groß, so wird man das deutlich merken. Wird es wiederum sehr groß gedruckt, so steht man üblicherweise sehr weit weg von z.B. Plakaten. Es wird also wiederum nicht nötig sein, 300 dpi (1:1) zu haben. Geht einmal auf ein Plakat zu und schaut euch den Druck ganz aus der Nähe an. Jetzt könnt ihr die Bildpunkte exakt erkennen (sofern nicht frequenzmoduliert gedruckt wurde, aber über Druckverfahren müsste man mindestens einen weiteren Blog-Beitrag schreiben)
Das liegt an den Grenzen unserer Sehfähigkeit. Je kleiner die Abbildung wird, umso weniger können wir Unschärfen erkennen oder nehmen sie überhaupt als solche war. Je weiter weg wir von einem z.B. Großplakat sind, desto stärker verschwimmen die Bildpunkte.
5. Interpolation?
Interpolieren nennt man das digitale Berechnen von Bildpunkten aus den Nachbarbildpunkten. D.h. man kennt den eigentlichen Bildpunkt nicht, berechnet ihn aber näherungsweise aus dem Nachbarbildpunkt. Wenn ich nun ein Bild größer machen will, obwohl es gar nicht genug Bildpunkte hat, interpoliere ich (ich rechne das Bild hoch) z.B. in Adobe Photoshop und erhalte als Ergebnis tendenziell ein immer weicheres und unschärferes Bild. Da der Computer die neuen Bildpunkte nicht kennt, muss er näherungsweise berechnen. Das Resultat wird dabei umso unschärfer, je stärker ich versuche zu vergrößern (je größer die Datei wird).
Merke: Beim Vergrößern eines Bildes wird das Bild zunehmend unschärfer.
6. 72 dpi vs. 300 dpi
Im Folgenden klären wir, welche Unterschiede durch die gängigen Begriffe 72 dpi oder 300 dpi entstehen. Monitore können 72 dpi oder 96 dpi auflösen. Eine höhere Auflösung ist nie nötig, sofern die Datei höchstens 1:1 abgebildet wird oder verkleinert. Ein Skalieren der Datei würde zu der beschriebenen Unschärfe führen und vor allem auch bei Aufruf durch Webbrowser zu erhöhten Ladezeiten. Wichtig ist also immer die Kantenlänge in Pixel! Lassen Sie uns ein Beispiel rechnen:
Mit einer Dateiberechnung, so z.B. in der Bildgröße Option von Adobe Photoshop, kann man sehr komfortabel die unterschiedlichen Auswirkungen einsehen. Hier ist wichtig, dass die Checkbox: Proportionen beibehalten nicht aktiviert ist. In beiden Grafiken hat die Datei exakt 1.000 x 1.000 px. Auf der linken Seite haben wir die benötigte Auflösung auf 300 dpi gestellt, rechts auf 72 dpi. Schauen Sie sich nun einmal die jeweilige Dokumentgröße in Zentimeter an. Bei einer benötigten Auflösung (also Datei-Pixeldichte) von 300 dpi, ist nur eine Fläche von 8,47 cm² abbildbar. Bei 72 dpi wären das schon 35,28 cm². Wir gehen dabei immer davon aus, dass wir die Datei 1:1 abbilden wollen. Braucht also unser Ausgabemedium (Druck etc.) 300 dpi, kommen wir mit 1.000 x 1.000 px nicht sehr weit. Bei 72 dpi (Monitor, Displays etc.) reichen die 1.000 x 1.000 px allerdings fast immer aus.
Wie viele Pixel brauche ich, um 35,28 cm 1:1 zu drucken? Drehen wir nun die Fragestellung um, sieht die Situation wie folgt aus: 35,28 cm Abbildungsgröße mit 300 dpi und 72 dpi. Für eine Abbildungsgröße von 35,28 cm brauche ich bereits 4.167 px, sofern ich eine Auflösung von 300 dpi (das war ja für das sog. 60er Raster im Druck nötig) haben muss. Damit ist die Datei auch von 2,86 MB auf 49,7 MB angewachsen. Der Grund für die großen Dateien im Print-Bereich.
7. Pixel hilft
Da wir uns vor allem mit digitaler Arbeit beschäftigen, möchte ich auch im Wesentlichen auf die Notwendigkeiten in diesem Segment eingehen. Aber auch für die Print-Fraktion ist es wichtig, grundsätzlich zu verstehen, dass Bilddateien immer Pixelwerte sind. Orientieren Sie sich also an den Kantenlängen in Pixel. Sollte jemand eine Datei mit der Vorgabe 72 dpi abgespeichert haben, diese aber insgesamt z.B. 5.000 x 5.000 px enthalten, ist diese natürlich printfähig. Hier fangen meist die Missverständnisse an. Deshalb: Pixel ist king! Wenden wir uns nun wieder der digitalen Arbeit mit Bildern zu. 1.000 px sind bereits viel und völlig ausreichend für z.B. moderne Layer Previews. 300 dpi als Aussage hat in der digitalen Welt nichts verloren. Moderne Monitore, z.B. Retina Displays können sehr hoch auflösen. Insofern sind höhere Auflösungen heute sehr sinnvoll, diese sollten aber immer in Pixeln (px) definiert werden und nicht in dpi. Mittlerweile sind sog. Retina Displays in Tablets, Laptops oder Desktop-Rechnern verbaut (z.B. Apple). Diese sind in Zukunft zu beachten. Aufgrund der hohen Auflösungen steigen die Anforderungen an Bilddaten in Zukunft.
Zoom-Gesten sollten zudem bedacht werden. Durch starkes Zoomen (Vergrößern) von Bildern kann man hier natürlich an Grenzen kommen. Dass ein Bild dann irgendwann einmal unschärfer wird, akzeptiert aber jeder Nutzer als gelerntes Verhalten. Will man auch für die Zukunft auf der sicheren Seite sein, große Zoom-Möglichkeiten auf hochauflösenden Displays haben, so ist 2000 px ein hoher Wert. Eine sinnvolle Konvention könnte also lauten: 1000 px, 1500 px, 2000 px an der langen Seite. Bilder können im Hochformat oder Querformat sein. Stark hochformatige Bilder wie z.B. die Abbildungen von Stiften, Zahnbürsten etc. haben immer eine kurze und eine lange Seite. Bei einer Konvention muss man also festlegen, welche Seite gemeint ist. Je nachdem wird die Datei deutlich kleiner oder größer. Achtung auch, wenn Bilder mit viel Weißraum fotografiert wurden. Hier wird alles, was die Datei enthält, in der Auflösung mitgerechnet. Da kann es schon schnell einmal Überraschungen geben, wenn nach dem Beschneiden des Stifte-Bildes nicht mehr viel übrig bleibt. Das ist auch besonders relevant, wenn es generell um Media Asset Management geht.
8. Fazit
Die Pixelzahl sagt nichts über die eigentliche Qualität des Bildes. Man kann schlechte Bilder machen und trotzdem extrem hohe Auflösungen haben. Es gibt Smartphones oder kleine Digitalkameras mit enormen Megapixel-Werten und Spiegelreflex-Kameras mit erheblich weniger Pixeldichte aber extrem besserer Qualität. Hier ist die Technik der Kamera und natürlich auch die Umgebung, das Licht wichtig: Linse, Objektiv, Sensor (der Chip, der das „Licht“ aufnimmt und digital speichert) etc. Da mittlerweile Bilder fast nur noch digital erstellt werden, ist die Qualität im professionellen Umfeld (mit dementsprechender Ausrüstung und Expertise) aber sehr gut. Ich hoffe, hiermit ein bisschen Licht in das Dunkel der Auflösung gebracht zu haben.
Sind die Bilder einmal korrekt aufbereitet, geht es mit den Metadaten weiter. Hier kommt dann das Thema SEO auch für Bilddaten auf. Aber das wäre dann ein komplett neuer Artikel.
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