Die größte Herausforderung seitdem ich die Agentur führe, Corona Covid-19

Ich führe nun seit 1995 die Agentur dietz.digital, vormals Dietz Kommunikation oder dietzk. Das Jahr 2020 und die Corona Pandemie-Situation ist sicherlich die größte Bewährungsprobe seitdem ich selbstständig und in dieser Branche aktiv bin. Home-Office für alle Mitarbeiter ist dabei noch der einfachste Teil. Was es mit unserem Bewusstsein macht, wie wir in Zukunft weiter vorangehen und welche Auswirkungen es auf die gesamte Branche haben wird, ist da schon eine andere Frage.

Mal das Gute vorweg: Alle Mitarbeiter haben die Situation aktiv angenommen und sich sofort auf die Home Office-Arbeit umgestellt. Damit auch auf eine nicht für alle Mitarbeiter gelernte neue Situation. Eine tolle Erfahrung für mich als Agenturchef. Alle nehmen die Herausforderung super an. Jeder macht mit und wir erhalten uns alle unsere positive Einstellung. Die Agenturarbeit kann weitergehen. Für die, die Kinder zuhause haben und nicht immer die volle Unterstützung von Familie oder Partner, sicher alles nicht ganz einfach. Meine Jungs sind alt genug, der große arbeitet schon mit in der Agentur. Der zweite macht hoffentlich dieses Jahr sein Abitur, wenn es nicht anders kommen sollte aufgrund der Pandemie.

Wir sind optimal vernetzt, da wir schon seit Jahren unsere Systeme umgestellt haben und keinerlei Server-Strukturen in der Agentur benötigen. Durch die tägliche Arbeit in unserer dietz.digital Private Cloud waren wir schon vor drei Jahren soweit von überall auf der Welt arbeiten zu können. Das hilft jetzt enorm. VPN-Netze oder andere Systeme von „gestern“ sind bei uns nicht nötig. Wer bei uns in der Agentur in den „Server-Raum“ geht, wird sehr überrascht sein. Also der „Switch“ hat super geklappt. Man fragt sich mittlerweile, warum man die Agenturräume eigentlich noch braucht. Aber das hat alles schon seine Berechtigung, nur Home-Office ist auch nicht das Wahre.

Ich bin von Grund auf Optimist :-), aber es gilt eine Herausforderung zu meistern

Ich bin überzeugt, dass die Einstellung, das Glas immer halb voll und nicht halb leer zu sehen, die Grundlage für Erfolg ist. Immer wieder aufstehen, auch wenn es mal nicht geklappt hat, ist eine Grundüberzeugung, die einem übrigens auch im privaten Umfeld sehr helfen kann.

Die Agenturarbeit in Zeiten von Corona lehrt aber noch viel mehr. Mir geht es zumindest so, dass ich mich viel stärker mit meinem täglichen persönlichen Leben in der Familie beschäftige und nicht ursächlich nur mit dem Streben nach dem nächsten Geschäftserfolg. Man lernt Dinge und Situationen mehr zu schätzen und wird dadurch auch zufriedener. Wenn das mal kein positiver Effekt ist bei all dem Leid, das dieser Virus verursacht.

Agenturen sind abhängig von einer starken Wirtschaft, Agenturarbeit braucht ein aktives Wirtschaftsleben

Bei all der positiven Grundüberzeugung sind aber die Gesetze des Marktes nicht ausgehebelt. Wenn Kunden in Kurzarbeit gehen, Läden schließen und damit der Abverkauf nicht nur stagniert sondern komplett zum Erliegen kommt, dann trifft das auch die Agenturen. Wir, als dietz.digital, sind hier sicher ein Spezialfall. Durch unsere Software-Tools etwas krisenfester, durch unsere digitale Aufstellung sofort einsatzbereit und eher in Themen unterwegs, die mit klassischer Werbung nicht mehr viel zu tun hat. Aber trotzdem klappt das immer nur eine gewisse Zeit und trifft am Ende doch die Haupt-Kostenfaktoren, und das sind nunmal die Personalkosten. Wir tun alles, um das zu vermeiden. Kurzarbeit ist bei uns zurzeit kein Thema. Und das Controlling wird so eng geschnürt, das vermeidbare Kosten auf allen Ebenen eben auch vermieden werden.

Viele Unternehmen sind da sicher härter getroffen und ihrer kompletten Geschäftsgrundlage beraubt. Es zeigt sich in diesen Zeiten vor allem aber auch, wer den Durchhaltewillen hat und wie man sich gegenseitig helfen kann. Ich erfahre hier täglich sehr schöne Momente, die mir das Gefühl geben, dass es doch so etwas wie Gemeinschaft in unserem Solidarsystem gibt.

Mitarbeiter: Das Gold der Agenturen

Und das müssen wir uns erhalten. Denn die Kraft von Agenturen liegt in der Kraft ihrer DNA, der Mitarbeiter. Nur wenn diese Kraft bleibt, sind wir weiterhin erfolgreich und können unsere Kunden aktiv und bedeutend voranbringen, eben gute Agenturarbeit leisten. Deshalb gilt es auch für die Kunden der Agenturen, oftmals große milliardenschwere Konzerne, ihre Dienstleister nicht hängen zu lassen und dafür zu sorgen, dass sie wirtschaftlich überleben.

Es muss den Agenturen ermöglicht werden, zumindest eine Kapitaldecke zu erreichen, die sie auch einmal ein paar Wochen überleben lässt, wenn es nicht so gut läuft. Pitches ohne Geld, Pitches, die bereits vorab entschieden sind. Kalkulationen, die von Gegenangeboten torpediert werden, die jeglicher wirtschaftlicher Grundlage entbehren. Mittlerweile enorme Zahlungsziele, die dann häufig auch noch kräftig überschritten werden, helfen hier sicher nicht weiter.

Aber auch die Agenturen gehen häufig viel zu leichtfertig mit der täglichen Herausforderung um. Aktives Zurücklegen für schlechte Zeiten ist ganz bestimmt ein Fremdwort. In einer Branche, wo alles immer nur nach oben gehen „muss“, legt auch keiner was für die miesen Zeiten, die immer kommen, zurück. Vielleicht ist das eine Erkenntnis, die uns nach dieser Krise bleibt. Ich habe allerdings leider nicht viel Hoffnung, dass sie sich nachhaltig verankern wird.